01.10.20 07:47
VEREINSLEBEN
"Wir sind seit acht Jahren quasi heimatlos"
Von Matthias Bittner
Sigrid Peppert ist im Amt der Vorsitzenden des Vereinsrings Bornheim bestätigt worden. Im Moment hat sie alle Hände voll zu tun, um in Corona-Zeiten Möglichkeiten auszuloten, wie Geld in die Kasse kommen kann.
© Enrico Sauda
Bornheim: Vereinsring-Chefin Sigrid Peppert spricht im Interview über Raumnot, Ungewissheiten mit Corona und ein verspätetes Jubiläumsfest.
Bornheim -Sigrid Peppert (59) ist für weitere drei Jahre zur Vorsitzenden des Vereinsrings Bornheim gewählt worden. Seit 2012 führt die selbstständige Projektmanagerin die Geschicke des Dachverbandes im lustigen Dorf. Über Herausforderungen, Pläne und Wünsche sprach FNP-Redakteur Matthias Bittner mit ihr.
Ist das Ihre letzte Amtszeit, Frau Peppert?
Ich denke ja. Ich halte nichts davon, wenn jemand 25 Jahre am Amt klebt. Wenn ich meines 2023 zur Verfügung stelle, war ich elf Jahre Vorsitzende. Da wird es dann aber höchste Zeit für frischen Wind und neue Ideen. Die jungen Leute sollen sich dann beweisen.
Nur langsam, die neue Amtszeit hat ja erst begonnen. Was treibt Sie gerade besonders um?
Im Moment sind wir noch etwas niedergeschlagen, dass der Nikolausmarkt im Dezember Corona-bedingt abgesagt werden musste. Dabei hat es weder an Ideen noch an der Lust gemangelt. Die Vereine jedenfalls hätten mitgezogen, die meisten sind im Moment ja leider zum Nichtstun gezwungen - denken Sie nur an den 11.11. und die Fastnacht.
Woran scheiterte es denn dann?
Lassen Sie mich eines vorweg sagen: Die Bornheimer sind enttäuscht über die Absage. Die Veranstaltung hat Tradition. Aber sie war bei all den Hygienevorschriften, die zu beachten sind, finanziell für uns einfach nicht zu stemmen. Man darf ja nicht vergessen, dass viele Vereine jetzt schon mit dem Rücken zur Wand stehen. Wir hätten zwar für diese Veranstaltung einen Antrag auf finanzielle Unterstützung des Ortsbeirates oder der Stadt stellen können. Das Bewilligungsverfahren dauert aber zu lange, also war auch der Zeitfaktor gegen uns.
Was hatten Sie denn geplant?
Um die Hygienevorschriften einhalten zu können, hätten wir mit dem Nikolausmarkt auf den Festplatz ausweichen müssen, dann aber zwei bis drei Tage. Das hätten wir mit Sicherheitspersonal und den Vereinen schon hinbekommen. Eine Überlegung war auch, dass sich Schausteller beteiligen.
Platz dafür gibt es ja genügend am Festplatz.
Ja natürlich. Und die arg gebeutelten Schausteller hätten auch ein paar Euro verdienen können. Aber hätte, wenn und aber hilft nicht. Jetzt müssen wir nach vorne schauen.
Und was sehen Sie da?
In erster Linie Ungewissheit, was da mit Blick auf Corona noch so alles auf uns zukommt. Ich sehe aber auch den Tag der Vereine, den wir am 30. Mai 2021 feiern wollen. Den hätten wir in diesem Mai schon groß begehen wollen, schließlich hat der Vereinsring Bornheim in diesem Jahr 50. Geburtstag. Feiern wir 2021 eben 50 plus eins.
Wenn überhaupt, wo steigt die Party?
Das darf einfach nicht noch einmal ausfallen. Nach Möglichkeit sollen sich die Vereine auf dem Festplatz am Ratsweg präsentieren. Die Vorbereitungen beginnen jetzt, schließlich soll das Konzept ja Hand und Fuß haben. Aber im Gegensatz zum Nikolausmarkt haben wir ja noch genügend Zeit, auch um die hierfür dringend benötigten Zuschüsse zu beantragen.
Corona mal beiseite: Was ist ein Dauerbrenner, den Sie endlich gerne vom Tisch hätten?
Die Raumnot für die Vereine. Seit wir den Bürgertreff in der Burgstraße vor acht Jahren räumen mussten, sind wir quasi heimatlos. Es kann doch nicht sein, dass wir und die Vereine Vorstandssitzungen in der Kneipe oder Zuhause abhalten müssen. Ursprünglich waren uns auch mal Räume im Langen Hof zugesichert worden.
Was brauchen Sie denn?
Sicher keine 300 Quadratmeter wie damals in der Burgstraße. Uns würden 100 Quadratmeter reichen. Ein Trainings- und Sitzungsraum, ein kleines Büro und ein Lager, in das wir das Material für unsere Veranstaltungen wie den Nikolausmarkt stellen können, wären ideal.
Das kann doch nicht so schwer zu finden sein.
Der Vermieter des ehemaligen "Kleine Schmärrnche" in der Großen Spillingsgasse hatte uns die Räumlichkeit nach der Sanierung angeboten. Daraus wurde nichts.
Warum?
Die Mühlen der Stadt mahlen leider sehr langsam. Und einen festen Zuschuss für die Raummiete bewilligt zu bekommen, ist fast unmöglich. Meine Idee war, ein Objekt der ABG Holding mit Hilfe eines städtischen Zuschusses anzumieten. Das wäre für die Stadt Frankfurt so wie linke Tasche rechte Tasche - das Geld bliebe quasi im Stadtsäckel.